Versöhnung

Viele von uns haben es wohl schon selbst erlebt. Die Aufforderung in einem Gottesdienst mit unseren katholischen Glaubensgeschwistern:

Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung.

Was passiert dabei genau? Wir werden aufgefordert, dem uns am nächsten Sitzenden in schlichter Weise die Hand zu reichen und ein Friedenszeichen zu geben. Dies meist gepaart mit den Worten „Der Friede sei mit Dir“. Von einer Umarmung, über ein Kreuzsymbol auf die Stirn oder das klassische Händeschütteln gibt es ganz verschiedene Arten des Friedensgrußes in den Bräuchen der Völker.
Ich finde, diese Art der Versöhnung hat etwas zutiefst Menschliches und will uns bei unseren Gefühlen rütteln.

Es kann sein, zwei Menschen sitzen gerade nebeneinander, die sich im Alltag bisher kaum etwas zu sagen hatten. Vielleicht ging man sich sogar aus dem Weg, weil man meinte, der oder die sind ja was ganz Abgehobenes. Mir fällt da immer wieder eine Sache ein, die ich mit dem Anderen in Verbindung bringe und mich aus der Vergangenheit nicht los lässt. Weiterhin ist da vielleicht das Ehepaar, welches sich nach so vielen Jahren des Zusammenlebens mal wieder nicht vertragen hat und denen gerade jetzt ein Zeichen der Versöhnung gut tun würde.

Da ist der Pfarrer, in dessen Predigt jemand etwas gehört hat, was sich so gar nicht mit dem Verständnis des Anderen deckt oder, oder, oder? Wir merken schon jeder ganz schnell selbst, wie umfangreich die Liste der erforderlichen Friedenszeichen werden kann. Wie gut tut es doch, wenn ich mich dann überwunden habe und meinem Nachbarn die Hand gereicht habe und ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung ausgetauscht habe. Da schwingt dann auch gleich der Wunsch mit, der Frieden möge doch lange anhalten. Kommt man dann zur Ruhe und denkt nach, fallen einem doch immer mehr Menschen oder Situationen ein, wo ich auch gerne Zeichen des Friedens oder Versöhnung gegeben oder erkannt hätte. Manche Menschen brauchen sogar erst eine Begegnung am Grab eines Angehörigen, um einander vergeben zu können.

Was hätte es denn für Friedenszeichen gegen den 2. Weltkrieg bedurft, der am 1.September vor 80 Jahren begann?
Waren es nicht eine Fülle von Friedenszeichen, welche die Trennung unseres Deutschlands vor 30 Jahren überwunden haben?

Zu Ostern werden wir wieder daran erinnert, wie Jesus Christus in seiner schwersten Stunde noch Zeichen des Friedens und Versöhnung gab und betete: “Vater, vergib Ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“
Als einer, der neben ihm verurteilten und gekreuzigten Verbrecher bei Jesus um Vergebung bat, antwortete er: “Noch heute wirst Du mit mir im Paradies sein.“

Suche Frieden und jage ihm nach

Psalm 34, 15

Auch wenn wir uns noch so sehr anstrengen, merken wir, wie wir durch unser Verhalten, durch unsere Lebensweise oder dem Auslassen von Gelegenheiten der Weitergabe von Friedens- oder Versöhnungszeichen schnell an unsere Grenzen kommen. Gott möchte uns dabei helfen und die größte Last abnehmen. In der Osterbotschaft, guten Begegnungen und Erlebnissen will uns Gott aufs Neue zeigen, wie uns Versöhnung und wahrer Friede immer wieder neu begegnen kann.

Das Einzigartige daran ist, dass er uns nicht dazu drängt und uns die nötige Zeit dafür gibt, wann und in welcher Form wir vergeben und Friedenszeichen geben können.
Es soll jeder selbst herausfinden, ja, auch mit Gottes Hilfe.

Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war ist vergangen etwas Neues hat begonnen. All dies verdanken wir Gott, der durch Christus mit uns Frieden geschlossen hat.

2. Korinther 5, 17-18