Am Ziel ankommen

Frühjahrszeit! „Alle Vögel sind schon da…“ Die meisten freuen sich wohl an der neu erwachenden Natur, sprießendem Grün, Blüten und Vogelgezwitscher. Wohl dem, der das wahrnehmen kann. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen ich vor lauter Arbeit wenig von der Natur sah. Ein Garten wäre bei mir verloren gewesen. Und das, obwohl ich eigentlich den Frühling so mag. Jahrelang zog er verdeckt durch Schreibtisch, Auto und Haus an mir vorüber.

Ein Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, eine Turteltaube, Kranich und Schwalbe merken ihre Zeit, wann sie wiederkommen sollen, aber mein Volk will das Recht des HERRN nicht wissen.

Jeremia 8,7

Apropos ziehen. Zugvögel können uns ein Vorbild sein. Jedenfalls fand das Jeremia. Man könnte meinen, vor über 2500 Jahren waren die Menschen aufmerksamer für ihre Umwelt und weniger abgelenkt. Doch der Prophet hat allen Grund zu klagen. „Gottes Volk verpasst die Zeit. Sie merken nicht, was gerade dran ist. Sie lassen die Gelegenheiten vorüberziehen, leben an Gott vorbei in ihren auch religiösen Routinen. Ja, sie haben kein Bedürfnis, sich zu orientieren und dann zu bewegen, einen neuen Anfang zu suchen. Jeremia stellt fest: Die Tiere sind schlauer. Storch, Turteltaube, Kranich und Schwalbe wissen, wann ihre Zeit ist, zurück zu kehren.

Immer wieder verblüfft Wissenschaftler die Leistung solch kleiner Frühlingsboten wie zum Beispiel der Rauchschwalben. Überraschenderweise treffen die Jungvögel vor den Alten in Europa ein. Bis zu 10.000 km von der Südspitze Afrikas legen diese Winzlinge zurück und kommen zielsicher rechtzeitig an.

Und wir? Wohin sind wir unterwegs? Was ist, wenn der Termin zum Abflug kommt?

Die Passions- und Osterzeit malt uns vor Augen, wie viel es sich Gott kosten lässt, uns Menschen auf den richtigen Weg zu lotsen. Denn wir sind leider trotz unserer Schlauheit den Zugvögeln in Sachen Punktlandung unterlegen. Deshalb holt uns Gott ab, zeigt den Weg zum Leben, zurück zu IHM.

Beim letzten Passahmahl spricht Jesus mit seinen Jüngern von seiner Heimat. Er sagt: „Ihr kennt ja den Weg. Ich gehe dorthin und bereite alles für euch vor.“

Thomas kapiert es nicht und ist so schlau, nachzufragen: „Herr, wir haben keine Ahnung, was du meinst. Wohin gehst du denn? Was ist das für ein Weg?“

Und Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich.“ (Johannes 14,6)

Will ich darauf hören? Oder suche ich mir lieber meine eigene Philosophie. Halte ich mich für zu schlau für Wegweiser? Die Orientierung eines Zugvogels fehlte nicht nur Israel damals. Und das hatte tragische Folgen. Doch Gott will uns helfen, uns auszurichten auf das Ziel.

Es ist gut zu fragen, wozu ich bin und wohin ich gehöre – hier und dort.