Vor rund 2000 Jahren erzählte Jesus folgende Geschichte: Es war ein reicher Getreidebauer, (damals gab es noch reiche Bauern) der konnte eine große Ernte einholen. Und da überlegte er hin und her und sprach: Was soll ich tun? Ich weiß ja gar nicht wohin mit meiner ganzen Ernte. Und sprach: Das will ich tun: Ich werde meine alten Scheunen abreißen und größere bauen. Da kann ich all mein Getreide und meine Vorräte lagern.
Und dann kann ich mich zurücklehnen und mir sagen: Jetzt habe ich es geschafft. Ich habe Vorrat für viele Jahre; nun habe ich Ruhe, kann essen, trinken und das Leben genießen. Aber Gott sprach zu ihm: Wie dumm von dir! Du wirst noch diese Nacht sterben und wer wird dann all das bekommen, was du dir angehäuft hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott. (nach Lk 12, 16-21)
2000 Jahre alt ist die Geschichte und doch, trifft sie auch heute noch zu. Heute würde sie vielleicht so beginnen: Es war ein reiches Unternehmen, das hatte gute Gewinne gemacht, dank vieler fleißiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da überlegte sich die Chefetage. „Was machen wir nun mit dem ganzen Gewinn?“ Sie überlegten hin und her und sprachen: „Das wollen wir tun: Wir schließen die alten Filialen und bauen eine neue größere. Dort legen wir den Gewinn an. Dann können wir uns zur Ruhe setzen und das Leben genießen.“
Nur wie wird die Geschichte ausgehen? Vielleicht so: Aber Gott sprach zu ihnen: „Wie dumm von euch! Was wenn eure Lebenslichter einst ausgehen? Was ist dann euer Lebensfazit? Da habt ihr zwar vielleicht viel Gewinn erwirtschaftet und angehäuft. Aber wo sind die wahren Schätze? Also Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Güte? Mit jedem entlassenen Mitarbeiter habt ihr auch ein Stück Menschlichkeit entlassen. Und mit dem Auslöschen der Lichter der alten Filialen habt ihr auch viel Hoffnung ausgelöscht. Und das in diesen ohnehin schon dunklen Zeiten. Jedes Licht wird jetzt gebraucht und jede Hoffnung. Gerade jetzt müssen doch alle zusammenhalten.“
Es wäre kein gutes Ende. Aber es muss ja nicht so enden. Es könnte auch ein Wunder geschehen. Stellt euch vor: die Lichter blieben an. Wie viele Kinder und Erwachsene würde dies froh machen? Wie viel Licht und Hoffnung würde davon ausgehen? Wie hell würde das leuchten in dieser dunklen Zeit? Welchen Glanz und was für eine Ausstrahlung würde dies dem Unternehmen verleihen? Das wäre eine vielversprechende Investition in Hoffnung, Menschlichkeit und Zuversicht, die sich auf vielfache Weise bezahlt machen wird.
Wer dies nicht glaubt, sollte einmal überlegen, was heute für ein Tag ist. Heute ist Nikolaustag. Benannt nach St. Nikolaus, einem Bischof, der vor rund 1700 Jahren lebte. Noch heute erinnern wir uns an ihn. Nicht, weil er besonders reich oder berühmt war. Wir erinnern uns an ihn, weil er ein gutes Herz hatte. Er hat Menschen in Not geholfen und hat sein Geld in die Nächstenliebe investiert. Bis heute ist dies nicht vergessen. Bis heute bewirkt dies Gutes: noch heute bereiten wir uns gegenseitig Freude und besonders die Kinder lieben noch immer den Nikolaus. Erstaunlich wie viel Gutes dieser Mann bewirkt hat und noch bewirkt.
Güte, Menschlichkeit und Barmherzigkeit haben Ausstrahlung. Sie leuchten manchmal sogar Jahrhunderte, Jahrtausende lang. Ist dies nicht viel mehr wert, als größere Gewinne? Gott jedenfalls wird nicht fragen: „Wie viel Gewinn hat du gemacht? Wie viel Reichtum hast du angehäuft?“ Er wird fragen: „Wem hast du geholfen? Mit wem hast du geteilt? Wann hast du zugunsten anderer auf den eigenen Vorteil verzichtet? Hast du Hoffnung weiter gegeben? Bist du anderen zum Licht geworden?“
Ich lade ein zum Gebet.
Unser Gott, wir wenden uns an dich in dieser dunklen Zeit. Du weißt um die vielen Kranken und um den Notstand in den Krankenhäusern. Du weißt um die 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Haribo, die um ihren Arbeitsplatz bangen. Wir bitten dich: Lass die Lichter nicht ausgehen. Erhelle unsere Herzen. Schenke neue Hoffnung. Schenke Licht. Lass wieder mehr Menschlichkeit einfließen in Entscheidungen und in unsere Welt.