Gedanken zum Karfreitag

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandkraft geben will,
wie wir brauchen.

Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.

In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind,
und dass es Gott nicht schwerer ist mit ihnen fertig zu werden,
als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige
Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Dietrich Bonhoeffer, aus: Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 30 f

Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg ermordet. Das ist jetzt 75 Jahre her. Manche seiner Gedanken sind Fragmente geblieben und wurden nach seinem Tod unter dem bekannten Titel „Widerstand und Ergebung“ herausgegeben. Die Einlösung seines Bekenntnisses konnte Bonhoeffer nicht mehr erleben. Doch dies macht sein Bekenntnis um so kräftiger: Glaube bedeutet, voller Vertrauen vorweg zu nehmen, was nicht ist – noch nicht. Wenn unser Glaube nur aussprechen würde, was wir sehen können, wäre er aussagelos.

Der Karfreitag lies die Jüngerinnen und Jünger Jesu sprachlos zurück. Resignation und Zukunftsangst beherrschten sie. Sie blicken den Abgründen menschlichen Handelns ins Auge. Auch sie sehen in diesem Moment nicht, wie alles ausgeht. Vielleicht sind sie nicht einmal zu Hoffnung und Vertrauen fähig in diesem Moment. Und doch: Im Rückblick sehen wir, was die Menschen am Karfreitag noch nicht sehen konnten. Gottes Handeln macht das Unrecht und die Angst der Welt nicht ungeschehen, aber es lässt sich dadurch eben auch nicht aufhalten oder verhindern. Seit Ostern wissen wir: Gott kann aus jedem Karfreitag etwas neues, heilsames schaffen.