Liebe Gemeinde,
in diesen Tagen feiern wir Ostern. Die Osterzeit wird uns aber in den kommenden Wochen länger begleiten, auch wenn die Ostereier in den immer grüner werdenden Gärten danach langsam aber sicher verschwinden. Das Fest eröffnet die Osterzeit erst, es ist nicht etwa ihr Abschluss. So gesehen, begleitet uns Ostern über die meiste Zeit dieses Gemeindeblattes. In diesen Zeitraum fällt auch ein denkwürdiger Jahrestag. Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Das Ereignis passt zur Freude der Osterzeit: Leben ist wieder möglich, die Zeiten der Finsternis sind begrenzt. Im Philipperbrief schreibt Paulus:
Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.
Das ist in diesem Jahr der Monatsspruch für den Mai. Eine Leichtigkeit geht von diesen Worten aus. Alles ist möglich. Andererseits steht das, was Paulus schreibt, in einer merkwürdigen Spannung zu dem, was er selbst gerade erlebt. Er ist in Gefangenschaft. Zwar erfreut er sich ehrlich daran, wie sich in dieser Zeit die Botschaft des Evangeliums auch ohne sein Wirken verbreitet, doch für ihn selbst ist sein Schicksal ungewiss. Was hat es dann mit jenem „Ich vermag alles“, auf sich, das er schreibt? Und auch für uns ist die Zeit nach Ostern erst einmal die selbe wie vor Ostern, so sehr wir uns wünschen, dass die Botschaft der Auferstehung Spuren in der Welt hinterlassen möge. Nach wie vor gibt es Dinge, die das Leben schwer machen. Nach wie vor ist der Friede bedroht. Haben also doch die Korinther recht, wenn dort einige Leute behaupten: „Es gibt keine Auferstehung der Toten?“
Für Paulus aber liegt die Wahrheit dieser Aussage auf einer anderen Ebene. Gerade weil er Jesus vor Augen hat, ist er zu einem solchen Gedanken in der Lage. Der Lebensweg von Jesus war ja auch nicht glatt. Für Paulus aber steht die Botschaft seiner Auferstehung im Zentrum seines Wirkens im Dienst für die Gemeinden, wie er einmal schreibt. Das Leben erhält eine neue Chance. An dieser Hoffnung will er festhalten. Darum verkündet er die Auferstehung trotzig gegen alle Hoffnungslosigkeiten, auch gegen die eigene. Nicht, dass alle Probleme aus der Welt geschafft wären. Was er schreiben, ist einfach die Freude über die neue Chance. Unsere Vergangenheit muss nicht für alle Zeit unsere Zukunft bestimmen. So stehen tatsächlichb alle Wege offen. Eine interessante und hoffnungsvolle Erkenntnis ist das, gerade wenn wir in ihrem Licht die Geschichte unseres Landes betrachten. Für dieses Festhalten an der Hoffnung geht Paulus auch unbequeme Wege. Er verkündet die Auferstehung. Er tut das, weil da etwas geschehen ist, dass das Leben von vielen Menschen grundlegend verändert hat. Er weuß aus eigener Erfahrunf, wie bitter nötig das ist. Auch sein eigenes Leben hat es verändert, wie er einmal schreibt. Für ihn verbindet sich damit die Erfahrung, dass Gott in der Welt wirkt und die Hoffnung, dass er es auch weiterhin tut. Die Zeit der Finsternis ist begrenzt. Darum ist er schließlich auch in der Lage, so etwas zu schreiben, wie unseren Monatsspruch. Die Hoffnung des Osterfestes befähigt ihn dazu.