Es gibt Menschen, die gehen nicht gern zum Arzt, weil sie lieber nicht wissen wollen, ob sie krank sind. Sie haben Angst vor einer schlimmen Diagnose. Sie finden verschiedene Ausreden: wie z. B. „keine Zeit“. Doch ohne Diagnose, kann es auch keine passende Hilfe geben. Es gibt inzwischen auch ganz erstaunliche Untersuchungsmethoden. Als kleines Kind habe ich sehr darüber gestaunt, dass der Doktor per Ultraschall in meinen Bauch hinein gucken konnte. Ich konnte es nicht glauben, dass er damit durch meine Haut hindurch sah.
Im Monatsspruch vom Juni betet Salomo zu Gott:
Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.
1. König 8,39
Gott blickt also auch durch mich hindurch. Daran ändert auch eine dicke Haut nichts, die man sich im Laufe der Jahre zulegen musste. Gott schaut einfach hindurch und sieht darunter das Herz. Er sieht die dunklen, verletzten und kalten Stellen. Er sieht das, was ich lieber nicht sehen will. Denn es bereitet mir Unbehagen und macht Angst. So genau will ich mich lieber nicht ansehen lassen und so genau will ich lieber auch selbst nicht hinsehen.
Es gibt ja genügend Ablenkung, genug Arbeit, die zu tun ist, so dass ich gar keine Zeit habe, mich damit näher zu befassen.
Doch Gott schaut nicht nur auf meine äußeren Taten. Er blickt direkt ins Herz. Dabei werden auch die dunklen Stellen sichtbar. Das ist unangenehm. Doch nur so können sie wieder heil werden.
In der Stille, in Gottes Gegenwart, kann ich es wagen in mein Herz zu blicken. Die kalten Stellen zu erspüren, die Verletzungen wahrzunehmen, das Dunkle auszuhalten.
Und manchmal geschieht das Wunder: Gott verwandelt die Kälte in Wärme, die Verletzung in Heilung, das Dunkel in Licht.