„Alles gewollt-alles verloren“ – Gedanken zur Allianzgebetswoche (12.01.16)

Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben und ging hinh und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.

Lukas 15,13-16

Was für ein Aufbruch. Sachen packen und los – in die weite Welt. Endlich frei. Das Leben genießen. Und plötzlich der Einbruch. Das Ererbte ist aufgebraucht und dazu noch eine Krise im Land. Die Freunde sind weg. Das Elend ist perfekt.

Nun folgt tatsächlich der Abstieg in den letzten Dreck, um gerade noch zu überleben. Schweine hüten und mit ihnen das Futter teilen. Tiefer geht’s nicht mehr. Eine Unmöglichkeit – icht nur für einen Juden. Zum Glück nur eine Geschichte – oder doch mehr?

Wiederholt sich Ähnliches nicht unzählige Male? Ist das nicht geradezu eine typische Lebensbeschreibung: auf einen hoffnungsvollen Start folgen tiefe Einbrüche – eingeholt von der harten Realität des Lebens, der eigenen Unachtsamkeit oder der Rücksichtslosigkeit anderer Menschen. Selbstverschuldet?! Ausgeliefert?! Ausgenutzt?! Sind die anderen schuld oder ist das die Folge des eigenen falschen Lebens?

Eigentlich geht es Jesus um noch viel mehr als um Lebenserklärungen und Lebensberatung, wenn er diese und ähnliche Geschichten erzählt. Der hier beschriebene Sohn verliert nämlich nicht nur seinen materiellen reichtum und die Würde seines Lebens, sondern auch die Beziehung zu seinem Vater. Wer die Erfüllung seines Lebens im Vordergründigen sucht, dem geht die Beziehung zu Gott verloren. Das will Jesus hier deutlich machen.

Ähnlich beschreibt es Paulus in Römer 1,21-23, wenn er darauf hinweist, dass menschliche Welterkenntnis und menschliches Weltverständnis – und seien sie noch so tiefgründig und vermeintlich wissenschaftlich redlich – „die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes“ verdrängen können. Auch der „reiche Kornbauer“ muss erfahren, dass am Ende gar nichts bleibt.

Alles gewollt – alles verloren – Gott verloren. Gibt es da noch eine Chance?

(EiNS- das Magazin zur Allianzgebetswoche; Text:Ulrich Materne)