Der Freitag vor dem 4.Advent

Die Heiligen Drei Könige – Neue Wege gehen

Wir wissen, normalerweise klingeln diese die Herrschaften erst um den 6.Januar an Ihrer Haustür, aber dieses Mal sind sie schon etwas früher dran. Denn wir wollten Ihnen ihre Geschichte nicht vorenthalten.

            Die Heiligen Drei Könige. Ober biblisch korrekt ausgedrückt, die Weisen aus dem Morgenland. Wir haben in den vorherigen Kapiteln bereits einige Male über sie gehört. Sie kamen laut Überlieferung im Matthäusevangelium von weit her, aus einem fernen Land. Aus der Erzählung wird nicht klar, wer diese Männer eigentlich waren und aus welchem fernen Land sie wirklich kamen. Was aber beschrieben wird, ist, dass sie weise und gelehrt waren und viel über die damalige Zeit wussten. Und doch erforschten sie Nacht für Nacht den Sternenhimmel, um zu erfahren, wohin sich ihre Leben bewegten. Sie fragten sich, was würde die Zukunft wohl bringen? Wo würde ihre Geschichte sie hinführen?

            Und dann, eines Nachts sahen sie ihn, diesen einen besonderen Stern. Und sie wussten, dass sie etwas Großartiges entdeckt hatten. Ja, dass dieser Stern ein Zeichen war für d eines Königs. Doch nicht irgendein König sollte bald das Licht der Welt erblicken. Noch viel mehr, es war ein König, der auch ihre Leben, ihre GE-schichte für immer verändern würde. Und sie machten sich auf, diesen neuge-borenen König zu finden und anzubeten. Nach langer Reise kamen die drei Männer nun in Jerusalem an und gingen zielstrebig zum Königspalast des Herodes, denn ein König kommt offensichtlicherweise in einem Palast zur Welt. Der damalige König Herodes, der jedoch davon noch nichts wusste, sah sich durch die Nachricht über einen neuen König in seiner Macht gefährdet. Er schmiedete einen Plan, diesen neuen König umzubringen. Die Weisen aus dem Morgenland sollten dieses Kind finden und ihm dann mitteilen, wo er den neugeborenen König finden würde.

            Über Umwege fanden die drei Männer den neugeborenen König tatsächlich. Und zwar nicht in einem Palast, sondern in einem Stall. Es kann nun wirklich keinen größeren Kontrast gegeben haben nach dem Besuch im luxuriösen, komfortablen und sehr herrschaftlichen Palast des König Herodes. Es war ein schmuckloser und für einen König absolut unpassender Geburtsort. Und trotzdem: Die Männer betraten den Stall, sahen das Baby, das dort in einer Krippe lag, und überreichten ihre Geschenke. Gold, Weihrauch und Myrrhe. Geschenke für einen König.

Sie erkannten in diesem einen Moment, in dieser unwürdigen Umgebung, in diesem einfachen Stall, diese kleine Baby als den versprochenen König an. Trotz anderer Erwartungen und Vorstellungen, die sie mitgebracht hatten. Trotz des Kontrasts zum amtierenden König, den sie nur kurz zuvor getroffen hatten. Nach ihrer langen Reise waren die Männer endlich am Ziel ihrer Suche angekommen.

Neue Wege gehen

Die drei Weisen entschieden sich für einen neuen Weg nach der Begegnung im Stall. In einem Traum sagte Gott ihnen, dass sie nicht zu Herodes zurückkehren sollten. Also „zogen sie jedoch auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück“ (Matthäus 2,12).

            Nun, sie hatten ihre Geschenke dem neuen König bereits überreicht und ihn so in dieser Welt willkommen geheißen. In ihm hatten sogar sie viel mehr gefunden als das, was sie eigentlich gesucht hatten. Deshalb kehrten sie nicht mehr zum luxu-riösen Palast des amtierenden König Herodes zurück, sondern entschieden einen neuen, anderen Weg als zuvor zu wählen. Und damit stehen die drei Weisen für Menschen, die den Mut haben, einen alten, bekannten Pfad zu verlassen, um neue Wege gehen zu können.

            Jesus selbst spricht später als Erwachsener auch von zwei Wegen, die es im Leben gibt: „Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist end und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden“ (Matthäus 7,13-14; LUT). Zwei Wege, zwischen denen sich jeder Mensch entscheiden muss, damals und auch heute noch. Wie die Weisen stehen auch wir vor der Wahl. Gehen wir nach der Begegnung an der Krippe den altbekannten, einfachen Weg (mit Zwischenstopp im Wellnesshotel, dem Palast des Herodes), oder wählen wir einen neuen Weg, der nicht so offensichtlich und vermutlich auch an-strengend ist. Die Weisen haben sich entschieden, gegen das Offensichtliche, gegen den Weg, auf dem sie gekommen sind. Wer sich wie die Weisen auf diesen unbe-kannten, schmalen Weg begibt, wird Veränderungen erleben.

            Es geht bei Weihnachten nicht um unsere Fehler und Defizite. Es geht darum, unsere Bestimmung, die wir verloren haben, wiederzufinden. Es geht darum, wiederzuentdecken, was es bedeutet, Mensch zu sein und als Mensch zu leben. Wir haben uns im scheinbar endlosen Lauf der Zeit so weit von unserer ursprünglichen Bestimmung entfernt, dass wir nicht mehr allein den richtigen Weg finden. Eine falsche Entscheidung führt oft automatisch zur nächsten, und eins führt zum anderen und am Ende stehen wir am Palast von Herodes und fragen uns, wie wir nur hierher- gekommen sind.

Nach Gottes Ebenbild geschaffen

Gott hat uns nach seinem Ebenbild erschaffen. Wussten Sie, dass darin unsere Be-stimmung liegt? Dass wir genau nach seinem Vorbild mit guten und gerechten Eigen-schaften gemacht sind? „So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie“ (1.Mose 1,27).

            Und doch finden wir in unserem Inneren häufig Eigenschaften und Charakter-züge, die sich so gar nicht göttlich anfühlen. Und wir fragen uns: Wie kann das sein, wenn wir doch eigentlich nach Gottes Ebenbild erschaffen sind? Und das ist eine sehr berechtigte Frage. Doch wir alle sind schon eine Weile auf dieser Welt unter-wegs. Unsere Prägung, einschneidende Erlebnisse, Erfahrungen, die wir gemacht haben – das alles hat unseren Charakter geformt, Eigenschaften und Verhaltens-muster in uns wachsen lassen und uns verändert. Wir werden bitter, weil wir ent-täuscht wurden. Wir werden mutlos, weil sich Türen immer wieder geschlossen haben. Wir werden unbarmherzig und nachtragend, weil wir selbst das Gefühl haben, zu kurz zu kommen. Sie können die Liste endlos fortsetzen.

            Wen Sie wie die Weisen am Wendepunkt stehen und sich dafür entscheiden, einen neuen Weg, den Weg hin zu Gott, einzuschlagen, dann möchte er Sie auf diesem Weg immer mehr zu dem Menschen machen, der er am Anfang nach seinem Ebenbild erschaffen hat. Er möchte Ihre Denkweise verändern, Ihren Charakter stärken, die Summe Ihrer Gewohnheiten positiv verändern. Wir wollen uns keinen Illusionen hingeben. Es wird sich nichts von heute auf morgen ändern, nur weil Sie nun beschlossen haben, in eine andere Richtung zu laufen. Sie werden nicht alle Bitterkeit, Konflikte, Ängste und Unversöhnlichkeit über Nacht loswerden. Aber Schritt für Schritt dürfen Sie einem neuen Charakter und göttlichen Eigenschaften entgegengehen, mit Gottes Hilfe. Vergessen Sie nicht: Veränderung ist ein Prozess.

Dabei kann es sein, dass Sie doch immer mal wieder einen alten Pfad ein-schlagen, dass Sie doch wieder am Palast von Herodes landen. Und dann dürfen Sie sich neu entscheiden, den alten Pfad zu verlassen und auf den schmalen Weg zurückkehren. Lassen Sie dieses Weihnachten nicht nur ein schönes Erlebnis sein, das als besonderer Moment in Erinnerung bleibt. Nehmen Sie es vielmehr als An-fang, einen neuen Weg einzuschlagen, neue Schritte zu wagen und zu entdecken, was für ein Mensch nach Gottes Ebenbild eigentlich in Ihnen steckt. Wie ein Kom-pass kann Ihnen dabei das Buch helfen, aus dem wir auch jedes Jahr die Weih-nachtsgeschichte lesen, die Bibel. Diese Sammlung von Geschichten, Briefen, Poesie und weisen Worten ist wie ein Fixstern, an dem Sie sich auf dem Weg orien-tieren können. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie ein Mensch, dem Sie vertrauen, auf diesem Weg begleitet. Fällt Ihnen jemand ein? Dann fragen Sie einfach mutig nach, zu Weihnachten darf man ja schließlich Wünsche äußern.